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Selbsthilfegruppe Angst Zwickau

1)  Was ist Angst und warum kann sie zum Problem werden?

Was ist Angst?


Angst ist ein normaler körperlicher und psychischer Vorgang, der eigentlich davor schützt, in lebensbedrohliche Gefahr zu geraten. Sie bereitet auf zwei mögliche Reaktionen vor: entweder Flucht oder Angriff. Damit wir das besser bewältigen können, erhöht sich automatisch der Puls, die Atmung geht schneller und Muskeln spannen sich an. Die Konzentration geht oft ganz zu dem Objekt hin, das uns Angst macht. In extremen Situationen gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu reagieren. Zu einem Teil erlernen wir auch, wie wir das tun, und so entstehen verschiedene Strategien, wie jeder mit seiner Angst  und mit angstmachenden Situationen umgeht.

Warum kann Angst zum Problem werden?


Die Strategien, die sich jeder Mensch aneignet, um mit gefährlichen Situationen umzugehen, sind sehr verschieden, je nachdem, welche Erfahrungen man macht. Es ist möglich, daß Strategien nicht wirklich zu einer Lösung führen, oder daß einmal erfolgreiche Strategien in einer anderen Situation gar nicht mehr funktionieren. So kann man unter Umständen in Kreisläufe geraten, in denen man immer wieder mit falschen Methoden an die Lösung von Problemen herangeht - vielleicht rein aus Gewohnheit oder weil man aus den Umständen heraus einfach nicht darauf kommt, wie man das anders lösen könnte. So kann sich auch die Angst gewissermaßen verselbstständigen. Dann reicht oft ein kleiner Anlaß, um für die Situation übertrieben heftig mit Angst zu reagieren.

Es gibt auch konkrete Anlässe, in denen man einmal in eine gefährliche Situation kommt. Natürlicherweise vermeidet man daraufhin, wieder in eine solche Situation zu geraten. Das ist eigentlich ganz klug, aber wenn man auch da übertrieben reagiert, dann wird alles, was irgendwie mit der Situation nur im Entferntesten zu tun hat, zum heftigen Angstauslöser. Das läßt sich in etwa vergleichen mit einer Allergie - ein Pollenkorn, das eigentlich ungefährlich ist, löst möglicherweise eine heftige körperliche Reaktion aus.

Es gibt auch viele Fälle, in denen die Ängste einfach unerklärlich erscheinen, weil sie wie aus heiterem Himmel kommen und man keine direkten Verbindungen oder konkrete Anlässe sehen kann. Situationen, in denen man früher nie Schwierigkeiten hatte, rufen plötzlich Panik hervor. Solche Ängste sind wie ein Ventil, durch das sich ganz andere Probleme Luft machen.

Nicht zu vergessen ist auch noch der Streß, dem viele Menschen in verschiedener Hinsicht ausgesetzt sind. Eine gesunde Lebensweise und ein gesundes Umfeld würden viele der Angstprobleme erst gar nicht entstehen lassen.

übertriebene Angst


Ein Problem mit der Angst bekommt man dann, wenn man mit den eigenen Strategien nicht mehr zurechtkommt, wenn die Angst sich unkontrolliert aufschaukelt, wenn die Angst das Leben bestimmt. Wenn die Angst nicht mehr eine nützliche Einrichtung ist, sondern behindert, hemmt, einen vom normalen Leben ausgrenzt. Immer weiter gehender Rückzug kann im schlimmsten Fall zu völliger Isolation führen, aus der sich derjenige nicht mehr selbst befreien kann. Schwierigkeiten bei sozialen Kontakten, das Meiden von bestimmten Situationen und darausfolgend auch berufliche Probleme können die Folge sein.

Bei allem ist es für einen Außenstehenden oft schwer, jemanden zu verstehen, der mit solcherlei Ängsten zu kämpfen hat. Der Außenstehende geht vom eigenen Erleben aus, und es ist für ihn nicht nachvollziehbar, warum jemand aus einem kleinen Anlaß ein Riesenproblem macht. Oft sind dann Ratschläge die Folge, die da lauten, man solle es doch "nicht so schwer nehmen" oder sich "zusammenreißen". In einem Stadium, wo sich Ängste verselbstständigt haben ist das aber oft nicht mehr möglich, und es wird im Gegenteil noch als Unverständnis aufgefaßt, oder als eigenes Versagen - derjenige quält sich noch mehr und verkrampft noch mehr. Hier ist es sicher angesagt, solche Ängste als Krankheit anzusehen, die oft nur mit professioneller Hilfe bewältigt werden kann.

Angst vor der Angst und Vermeidungsverhalten


Wenn man schon einmal eine Panikattacke hatte, dann ist es oft so, daß man ab diesem Zeitpunkt ständig fürchtet, wieder in eine solch unangenehme Situation zu geraten.

Es kann dann sein, daß man sich mit dieser Angst schon wieder so einen Streß macht, daß das nächste Mal, in einer ähnlichen Situation, die Anspannung viel höher als normal ist. Das kann dann wiederum dazu beitragen, daß man wirklich wieder eine Panikattacke bekommt. Solche Kreisläufe (auch bei anderen Ängsten) können sich immer mehr aufschaukeln, und man reagiert immer empfindlicher auf angstauslösende Situationen, ja es ist schon belastend, an solche Situationen überhaupt zu denken. Solch einer Angst vor der Angst kann man begegnen, indem man sich nicht immer weiter zurückdrängen läßt, sondern sich vor Augen hält, daß man in einer solchen Situation ganz verschieden reagieren kann. Auf jeden Fall ist es gut zu versuchen, entspannter zu sein, an andere Dinge als die Angst zu denken, sich klarer über die wirklichen Ursachen zu werden und vielleicht auch darüber, daß Ängste auch übertrieben sein können.

Eine Möglichkeit auf Ängste zu reagieren ist auch, der Angst einfach aus dem Weg zu gehen und alles zu vermeiden, das zu weiterer Angst führen kann. Das funktioniert zum Teil ganz gut, wenn man es wirklich schafft, nicht in diese Situationen kommen zu müssen. Die Sache hat allerdings verschiedene Haken:

  • Man ist manchmal wirklich gezwungen, sich in bestimmte Situationen zu begeben.
  • Man kann nicht perfekt vermeiden - d.h. es wird immer wieder nötig sein, sich mit angstbesetzten und ähnlichen Situationen auseinanderzusetzen.
  • Man nimmt sich selbst die Freiheit, in eigentlich vergleichsweise harmlose Situationen zu gehen.
  • Immer weiter gehendes Vermeidungsverhalten kann zu immer stärkerer Isolierung führen - man schränkt sich immer weiter ein und irgendwann geht nichts mehr.
Es ist also oft besser, wenn man solche Situationen bewältigt, als ihnen aus dem Weg zu gehen.

Formen der Angstkrankheiten/Symptome


Wie gesagt gibt es verschiedene Strategien der Angstbewältigung - jeder Mensch ist verschieden, und es gibt verschiedene Anlässe für Angst. Dementsprechend weit gefächert ist auch das Feld, in dem sich Angstkrankheiten manifestieren. Hier nun eine Auswahl an verschiedenen Kategoriesn, in die sich Angstkrankheiten einteilen lassen:

a) Allgemeine Angstzustände / Generalisierte Angststörungen
b) Panikzustände / Panikattacken / Panikstörung
c) Phobische Ängste / Zwanghafte Befürchtungen
d) Agoraphobie / Angst vor öffentlichen Plätzen bzw. Menschenansammlungen
e) Soziale Phobie / Dauernde Furcht vor anderen Menschen / Versagensangst
f) Spezifische Phobien / Furcht vor ganz bestimmten Situationen oder Dingen

Diese Einteilung haben wir von der Seite der medizinfo.de übernommen. Über diesen Link kann man genauer nachlesen, welche Symptome die verschiedenen Angstkrankheiten haben.
Natürlich gibt es auch verschiedene andere Auffassungen, wie man die einzelnen Krankheitsbilder untergliedert. Letztlich überschneiden sich auch oft einige Symptome von unterschiedlichen Kategorien. Aber als grobe Orientierung kann diese Einteilung allemal dienen.