zurück zur Homepage Selbsthilfegruppe Angst ZwickauArtikel im "Stern" zur Therapeutensuche
. WIE FINDE ICH DEN RICHTIGEN THERAPEUTEN? ... Die Nummer 0228-746699 ist gefragt. Unter ihr melden sich Psychologinnen vom Psychotherapie-Informationsdienst PID in Bonn. Sie helfen Ratsuchenden, einen Psychotherapeuten zu finden (Mo, Di, Do + Fr: 9-12, Mo + Do: 13-16 Uhr. Tel: 0228-746699). Wer kennt sich aus mit ... psychosomatischen Krankheiten? Wer bietet Kurse für Selbsterfahrung, Streßbewältigung oder autogenes Training an? Welcher Therapeut hat eine Ausbildung in Psychoanalyse, wer in Gestalttherapie oder Psychodrama? ... Zur Beantwortung solcher Fragen können die Mitarbeiter vom PID bisher auf die Adressen von knapp 1700 Psychologen in Deutschland zurückgreifen. Die Datei wird laufend ausgebaut und soll in Zukunft auch die etwa 7000 Ärzte mit psychotherapeutischer Ausbildung enthalten. Trotz des oft beschworenen Psycho-Booms gehören seelische Probleme immer noch zu den Tabuthemen, über die man nicht einmal in der Familie oder mit Freunden spricht. Vielen Menschen gelten etwa Ängste und Depressionen als Makel. Diese Erfahrung macht Uschi Grob, Leiterin des PID-Teams, immer wieder. 'Man spricht nicht darüber.' So ist es sehr viel schwerer als bei Ärzten, über Freunde oder Arbeitskollegen an die Adressen seriöser Psychotherapeuten heranzukommen. Dabei gibt es in den Städten inzwischen genügend seelische Helfer. Schlechter ist die Lage auf dem Lande. Und in den neuen Bundesländern ist die Versorgung noch 'eine mittlere Katastrophe', sagt Uschi Grob. Die Patienten sind ratlos, zu wem sie gehen sollen. Zu dieser Schwierigkeit trägt auch die verwirrende Zahl der Berufsbezeichnungen bei. Im Telefonbuch oder auf dem Praxisschild steht mal Psychologe, dann wieder Psychiater, Klinischer Psychologe oder Psychotherapeut. Bislang konnten sich Hilfesuchende nur bei den Ärzten und Psychiatern darauf verlassen, daß deren psychotherapeutische Zusatzausbildung staatlich geregelt ist. Hinter der 1992 eingeführten Bezeichnung Facharzt für psychotherapeutische Medizin etwa verbergen sich Doktoren mit einem Spezialwissen in Psychosomatik. Seit Anfang dieses Jahres ordnet ein neues Gesetz auch die Ausbildung der Psychologen. Nur wer von ihnen eine staatliche Approbation vergleichbar der von Ärzten erhält, darf sich in Zukunft Psychotherapeut oder Psychologischer Psychotherapeut nennen. Hinter Bezeichnungen wie Psychologe oder Praxis für Psychotherapie kann sich dagegen weiterhin ein Heilpraktiker ohne jede seriöse Fachausbildung verstecken. Das neue Gesetz macht Psychotherapeuten und Mediziner gleichberechtigt. Niemand braucht sich mehr vom Doktor zum Seelendoktor überweisen zu lassen, er kann direkt zu ihm gehen. Außerdem ist es nicht mehr nötig, vorher bei der Krankenkasse einen Antrag auf Genehmigung einer Therapie zu stellen. Die Chipkarte genügt. Psychotherapie gehört bei den Gesetzlichen, nicht bei den Privaten, seit Anfang des Jahres zu den Regelleistungen - wenigstens in der Theorie. In der Praxis wird es noch bis Frühsommer dauern, bevor Gesundheits- und Sozialministerien der Länder über die Approbation jedes einzelnen Therapeuten entschieden haben. In einem zweiten Schritt müssen dann die Fachausschüsse der Kassenärztlichen Vereinigungen über die Kassenzulassungen beschließen. Am Beginn einer Psychotherapie muß sich nicht nur der Therapeut darüber klar werden, ob er einen Draht zu dem Klienten findet, und notfalls die Behandlung abbrechen. Noch wichtiger ist für den Patienten, sich zu fragen, ob er mit seinem Gegenüber 'kann'. Psychotherapeuten wie Paul Hiß in Konstanz empfehlen, im Zweifelsfall einen zweiten oder dritten seelischen Heiler zu testen. 'Vertrauen in den behandelnden Therapeuten ist in einer Psychotherapie schon die halbe Miete', sagt Professor Klaus Grawe, Psychologe an der Universität Bern: 'Das ist nicht nur eine Frage der Kompetenz, sondern der persönlichen Chemie.' Für Grawe gibt es noch ein zweites Merkmal, das einen guten Psychotherapeuten auszeichnet. Er sollte sich nicht nur um die problematischen Seiten des Patienten kümmern, sondern auch um dessen Stärken. 'Eine Therapie', so Grawe, 'ist nicht gerade Honig für das Selbstwertgefühl.' In einer solchen Situation ist es wichtig, daß der Therapeut dem Patienten ein Gefühl für dessen Stärken vermittelt und nicht nur die Gründe für die Probleme herausarbeitet. Worauf kommt es zur Bewältigung von seelischen Problemen an? Haben Sie Probleme, die man therapeutisch behandeln sollte? Dazu mehr weiter unten bei "Wie stark ist Ihre Psyche?". Die psychotherapeutische Schule, der ein Arzt oder Psychologe angehört, spielt dagegen eine erstaunlich geringe Rolle. Anders als viele Menschen glauben, ist es zweitrangig, ob Patienten etwa in Gestalt- oder Gesprächspsychotherapie behandelt werden. Weit wichtiger ist das Vertrauensverhältnis des Patienten zu seinem professionellen Helfer. Nach dem neuen Psychotherapeutengesetz akzeptieren die Kassen derzeit ohnehin nur drei der vielen Therapierichtungen, die es gibt. Außer der Psychoanalyse und anderen tiefenpsychologischen Verfahren kann nur noch die Verhaltenstherapie abgerechnet werden. Daß gerade diese Behandlungsmethoden ausgewählt wurden, hat historische Gründe. Die Freudsche Psychoanalyse und die tiefenpsychologischen Verfahren, etwa von Carl Gustav Jung oder Alfred Adler, fanden vorwiegend bei Ärzten Anhänger. Im jahrelangen Hickhack um das Psychotherapeutengesetz waren es vor allem sie, die für diese Verfahren kämpften. Die Verhaltenstherapie dagegen ist ein Kind der Psychologie. Bei Tests über die Wirksamkeit von Behandlungen heimst sie immer wieder Bestnoten ein. Deshalb konnte sie nicht außen vor bleiben. Welche der von den Kassen akzeptierten Therapieformen ein Patient wählen sollte, hängt für Professor Klaus Grawe davon ab, was der Betreffende will. Wem es vor allem darum geht, Symptome wie Ängste oder Depressionen zu bewältigen, ohne allzusehr nach möglichen Gründen in der Lebensgeschichte zu fragen, dem empfiehlt Grawe eine Verhaltenstherapie. Wer dagegen nicht so recht weiß, was mit ihm falsch läuft, wem es wichtig ist, sich über tieferliegende Gründe für seine Probleme klarer zu werden, der sollte einen Therapeuten wählen, der in einem tiefenpsychologischen Verfahren ausgebildet ist. Grawe nennt sie 'klärungsorientierte' Methoden im Unterschied zur 'bewältigungsorientierten' Verhaltenstherapie (siehe weiter unten unter "Welche Therapieform ist die richtige für mich?"). Professor Dietmar Schulte von der Universität Bochum sieht die Bedeutung der herkömmlichen Therapierichtungen schwinden. Ihn erinnert der Versuch, etwa ausschließlich mit Gesprächspsychotherapie oder Psychoanalyse alle seelischen Probleme von Ängsten bis zu Eßstörungen heilen zu wollen, an die mittelalterliche Methode des Aderlasses. Durch das Öffnen einer Vene glaubten einst die Quacksalber, die unterschiedlichsten Krankheiten kurieren zu können. Schulte: 'Dieses Zeitalter muß nun auch in der Psychotherapie zu Ende gehen.' In den Psychologieinstituten vieler Universitäten ist zu erkennen, wohin die neue Entwicklung geht. Gesucht ist nicht mehr das Allheilmittel, sondern die maßgeschneiderte Behandlung für jede seelische Störung. Dabei ist es gleichgültig, ob die Therapie-Elemente aus der Psychoanalyse oder der Verhaltenstherapie stammen. Auf - überprüfbaren - Erfolg kommt es an. Eine wirksame Behandlung setzt gezielte Suche nach den Ursachen voraus, etwa von Zwängen oder Sexualstörungen. Und noch wichtiger: Der Therapeut muß herausfinden, weshalb sich ein Problem nicht wieder von allein erledigt. Schulte: 'Wir sind alle mal in einer depressiven Phase. Entscheidend ist, warum die meisten Menschen wieder aus dem Tief herauskommen, während andere drinbleiben.' Ein Grund, daß sich eine Schwermut nicht zurückbildet, ist das negative Denken vieler Betroffener. Sie stilisieren sich schon bei kleinen persönlichen Fehlern zu totalen Versagern und zerstören so ihr Selbstvertrauen. Kranke lernen deshalb in einer Psychotherapie, das Leben und sich selbst realistischer zu sehen - und damit positiver. Eine der Ursachen für die häufigen Rückfälle Schizophrener nach Rückkehr aus der Klinik ist nach neuen Forschungen die überbesorgte Familie. Sie schränkt Handlungsfähigkeit und Eigenverantwortlichkeit des Kranken übermäßig ein. Professor Kurt Hahlweg von der TU Braunschweig trainiert deshalb mit Angehörigen, wie sie Gefühle und Wünsche äußern können, ohne einen Schizophrenen zu überfordern. Hahlweg: 'Das ist der Schlüssel der modernen Psychotherapie: erst genau zu gucken, wo das Problem liegt, und es dann gezielt behandeln.' Bestes Beispiel dafür sind Ängste - etwa vor engen Räumen oder großen Höhen. Solche Phobien verfestigen sich, wenn der Betroffene konsequent alle Situationen meidet, in denen er in Panik gerät. So kann er nicht lernen, daß er nicht wie befürchtet in Ohnmacht fällt oder an Herzversagen stirbt, sobald er ein Flugzeug besteigt oder auf einen Kirchturm klettert. Kernstück einer Therapie ist es, den Kranken scheinbar brutal in eine enge Fahrstuhlkabine oder Seilbahngondel einzuschließen. Schulte: 'Spätestens nach einer dreiviertel Stunde brechen die Ängste in sich zusammen.' (Anmerkung der SHG Angst: halten wir in der beschriebenen Form für fraglich. Hier klingt es fast so, als würde man ohne jede Vorbereitung in die betreffende Situation gestellt. In der Verhaltenstherapie geschieht das aber erst nach eingehender Absprache mit dem Therapeuten über Funktionsweise der Störung und Notwendigkeit dieser Übung. ) Die Heilerfolge sind beeindruckend. Durch eine solche Therapie werden drei von vier Patienten ihre Phobien los. Und das mit einer Behandlung von nur wenigen Wochen. Oft wirkt schon ein Nachmittag, in dem der Betroffene mit seinen Ängsten konfrontiert wird, Wunder. Die Therapie anderer Störungen hängt noch etwas zurück. Professor Hahlweg: 'Die Erfolge bei der Behandlung von Depressionen liegen heute bei 70 Prozent. Das Problem sind die Rückfälle.' Zu den derzeit noch am schwersten therapierbaren seelischen Problemen gehören Gedankenzwänge, bei denen Menschen etwa von der Sucht verfolgt werden, ständig zu zählen - Treppenstufen, Bilder, Wassertropfen, alles. Trotz der Erfolge bei vielen Störungen kommen moderne Psychotherapien viel zu selten zum Einsatz. Nach einer Untersuchung von Jürgen Margraf, Professor für Klinische Psychologie an der TU Dresden, werden überhaupt nur vier von zehn Angstpatienten gegen ihre Phobien behandelt. Den meisten verschrieb der Hausarzt Medikamente. Internisten und Kardiologen kurierten nach der Befragung häufiger an Ängsten herum als Psychiater. Nur bei 17 Prozent der behandelten Patienten wurden die Ängste psychotherapeutisch angegangen, meist unspezifisch mit Entspannungstraining, Hypnosebehandlung oder Gesprächstherapie. Gerade mal einer von 100 Patienten hat das Glück, eine gezielte Konfrontationstherapie zu bekommen, derzeit die beste Angstbehandlung. (Anmerkung der SHG Angst: etwas unspezifisch geschrieben - auf welche 100 Patienten bezieht sich die Angabe?) Mitschuld an der Misere trägt die Aufteilung der Psychotherapie in rivalisierende Schulen. Ihnen hat der Staat die Ausbildung der Therapeuten übertragen. Ein Arzt oder Psychologe, der in der Behandlung seelischer Leiden trainiert werden möchte, hat sich deshalb für eine Richtung zu entscheiden - und erfährt so wenig über Fortschritte bei den anderen. Anders in den USA. Dort müssen Therapeuten während ihrer Ausbildung mit den jeweils neuesten und erfolgreichsten Behandlungsprogrammen etwa für Ängste, Depressionen oder Eßstörungen vertraut gemacht werden, egal, ob sie Psychoanalytiker oder Gesprächspsychotherapeuten werden wollen. Eine vielseitige psychotherapeutische Ausbildung bieten in Deutschland nur wenige Universitäten wie Bochum, Gießen und Hamburg an. Die Zahl könnte steigen, denn das neue Gesetz sieht vor, daß alle Psychologischen Institute an Hochschulen solchen Unterricht geben dürfen. Wird dann die Suche nach dem besten Therapeuten zum Kinderspiel - man geht einfach zu einem Uni-Absolventen? Professor Iver Hand, Leiter der Verhaltenstherapie-Ambulanz am Hamburger Uni-Krankenhaus, warnt davor, daß Patienten nur noch nach Heilern mit Uni-Schulung Ausschau halten: 'Auch unter den Therapeuten mit anderer Ausbildung gibt es viele, die hervorragende Arbeit leisten.' An den meisten Hochschulen müssen die Trainingsprogramme außerdem erst eingerichtet werden. Hand: 'Es mangelt also vielfach noch an Erfahrung.' Der Professor empfiehlt Patienten, sich mit Hilfe von Ratgeber-Büchern in die verschiedenen Therapien einzulesen. So kommt es dann zum intensiven Gespräch zwischen Hilfesuchendem und Helfer. Wer eine seelische Behandlung passiv über sich ergehen lassen will, ist besser beraten, Medikamente zu nehmen. Hand: 'Ziel einer erfolgreichen Psychotherapie ist es, aus dem Patienten einen Fachmann für den Umgang mit seinen Problemen zu machen.' Wer Hilfe anderer Menschen akzeptieren kann, ist seelisch stabiler als 'Einzelkämpfer'. Mit der von Experten erstellten Checkliste können Sie prüfen, ob Sie Probleme haben oder nicht David Miller hatte es nicht leicht. Er ist schwarz. Er wurde 1960 in ein von Farbigen bewohntes Viertel im Süden der USA geboren. Seine Mutter hatte ihn nicht gewollt. Er wuchs bei seinen Großeltern auf, die beide berufstätig waren. Kein leichter Start ins Leben für David. Doch der Junge schaffte es trotz mieser Startchancen, nicht unterzugehen. Er besuchte die High-School. Durchlief die Universität. Heute ist David Miller Professor für Sozialarbeit und gehört zu der wachsenden Zahl von Forschern, die der Frage nachgehen, was Menschen auszeichnet, die trotz schwieriger Kindheit oder schweren Schicksalsschlägen nicht verzweifeln, sondern das Beste aus ihrem Leben machen. 'Unbesiegbare' scheinen es nicht zu sein, Menschen, an denen alle Widrigkeiten abprallen. Jeder kommt hin und wieder seelisch ins Stolpern. Doch einigen gelingt es, immer wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Nach bisherigen Forschungen kann dabei helfen:
Die wichtigste Eigenschaft aber, um mit Schwierigkeiten fertig zu werden, scheint die Fähigkeit zu sein, sich Unterstützung durch andere Menschen zu holen, Eltern, Freunde oder Lehrer. Professor David Miller erinnert sich noch an alle Nachbarn, die ihm als Kind durch ein freundliches Wort oder einen guten Rat halfen. Der Stolz, Probleme allein bestehen zu wollen, ist offenbar ein gefährlicher Ratgeber. Für den Konstanzer Psychotherapeuten Paul Hiß ist es ein Zeichen von Stärke und nicht von Schwäche, wenn sich jemand mit psychischen Störungen entschließt, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Der Österreichische Bundesverband für Psychotherapie stellte zusammen, bei welchen Problemen der Gang zum Psychologen nützlich sein kann:
So finden Sie den richtigen Psychotherapeuten
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