Selbsthilfegruppe Angst Zwickau

2)  Wie kann man übertriebene Angstgefühle in den Griff bekommen?

Sich der Angst stellen!


Bei der Vielfalt von verschiedenen Ängsten läßt sich schwer ein allgemeines Schema festlegen, nach dem man vorgehen sollte. Aus Erfahrung läßt sich aber mit Sicherheit eins sagen: man muß gegen diese Ängste ankämpfen und darf die Hoffnung nicht aufgeben, daß man da wieder raus kommt. Wer weiterhin alle Situationen vermeidet, die übertrieben Angst machen, der löst damit sein Problem nicht wirklich, sondern zieht sich nur immer weiter zurück. Gibt man dagegen die Hoffnung nicht auf, daß man von den Ängsten loskommen kann, so hat man eine gute Chance seine Situation wirklich zu bessern.

Das soll aber nicht heißen, daß man jetzt todesmutig alles machen sollte, was einem Angst bereitet. Unter Umständen kann das sogar noch die Probleme verstärken (zum Beispiel kann die Angst noch größer werden, wenn ich die Situation nicht richtig einordnen kann, und dann fällt es anschließend noch schwerer, erneut in diese Situation zu gehen). Eine Konfrontation mit der Angst ist oft nur sinnvoll, wenn man weiß, woher die Angst eigentlich kommt, was man mit der Aktion bezwecken will und wie es einem helfen kann, das zu tun. Das wäre die Aufgabe einer Konfrontationstherapie, die man mit Hilfe von professionellen Therapeuten durchführen kann.

Man kann aber auch schon selbst etwas gegen die Angst tun. Dabei sollte man nicht nur auf Hilfe von außen warten - die eigene Haltung und der Wille, etwas zu tun sind wichtig. Selbst wenn man sich absolut niedergeschlagen und unfähig fühlt, kann man doch versuchen, die eigene Situation zu verbessern. Dabei ist nicht so entscheidend, daß man recht viel damit erreicht, entscheidend ist, sich nicht aufzugeben und selbst etwas zur Verbesserung der Situation tun zu wollen.

Verbündete/andere Betroffene finden, Selbsthilfegruppen


Es ist immer gut, wenn man über seine Probleme mit jemandem frei reden kann. Das erleichtert schon einmal. Findet man andere Betroffene, so sieht man, daß man nicht der Einzige ist, dem es so geht, und das erleichtert es auch, mit der Angst umzugehen. Außerdem kennt ein Anderer vielleicht schon Lösungsstrategien für bestimmte Probleme, und so kann man sich gegenseitig austauschen und eventuell unterstützen.

Nach diesem Prinzip funktionieren auch Selbsthilfegruppen. Hier treffen sich regelmäßig Betroffene oder auch Betroffenen Nahestehende, um sich über ein bestimmtes Thema auszutauschen. Dabei ist es durchaus möglich, neben dem puren Austausch von Erfahrungen auch gemeinsam bestimmte Probleme anzugehen. In eigener Regie bestimmte Ängste in Angriff zu nehmen, ist natürlich ein umstrittenes Thema (siehe weiter oben bei der Konfrontation). Hier gilt wieder: Was dem Einen hilft, muß für den Anderen nicht genauso gelten. Den Versuch ist es aber wert.
Selbsthilfegruppen haben auch mehr Möglichkeiten, was die Organisation von Mitteln, die Verbindung zu Ärzten/Fachleuten, Krankenkassen, der Öffentlichkeit und bestimmten Organisationen betrifft.

Finden kann man Verbündete, die nicht selbst betroffen sind zum Beispiel in der Familie, im Freundeskreis oder auch auf Arbeit. Da es hier sehr oft Verständnisschwierigkeiten und immense Berührungsängste/Probleme gibt, und es manchmal auch nicht ratsam ist, jedem von seinen Problemen zu erzählen, wird dieses Thema näher auf einer weiteren Seite diskutiert werden. In der Zwickauer Selbsthilfegruppe wird schon seit einiger Zeit über dieses Thema diskutiert - wir fassen das so bald wie möglich mal zusammen.

Andere Betroffene findet man zum Beispiel übers Internet ganz leicht, indem man sich in eine entsprechende Mailing-Liste einschreibt. Man erhält dann die Beiträge der anderen Listenteilnehmer zugeschickt (und die eigenen Beiträge gehen an alle anderen Listenmitglieder). Bei AOL gibt es für Mitglieder einen Psycho-Chat, wo auch das Thema Angst behandelt wird. Wer sich auskennt, findet sicher auch andere Chats/Gesprächsrunden im Internet. Für Tips, wo es sowas gibt und wie man da reinkommt, sind wir hier auf dieser Seite immer dankbar (bitte eine E-mail an uns schicken!). Auf der Seite mit den Links findet man jedenfalls schon mal Adressen zu Mailing-Listen.
Zu all dem ist noch zu sagen, daß man im Internet immer auch in der Öffentlichkeit steht. Man sollte sich zumindest anonym (mit anonymer e-Mail-Adresse oder mit Spitzname im Chat) bewegen, da oft jeder mitlesen kann - und der braucht einen ja nicht gleich mit Namen und Adresse kennen. Verrät man nicht, wo man zu finden ist, dann ist das Internet wirklich eine ausgezeichnete Möglichkeit, über Ängste und andere Probleme zu reden.

Möglichkeiten außerhalb des Internet sind begrenzter. Es hat schon Versuche mit Zeitungsanzeigen gegeben. Über Psychologen/Therapeuten gibt es keine Adressen. Höchstens in Gruppentherapien kann man direkt andere Betroffene kennenlernen. Oder der Zufall will es, wenn man irgendwo von seiner Angst erzählt, meldet sich jemand dem es auch so geht (ist gar nicht mal so unwahrscheinlich, wenn man weiß, wie viele Menschen mit Angststörungen/Phobien zu kämpfen haben).

Selbsthilfegruppen sind dagegen von vorneherein eine gute Möglichkeit. Entweder man findet eine in der Nähe, oder man gründet selbst eine. Das Ganze kann bekanntgemacht werden über Medien oder bei Psychotherapeuten, und dann kommen sicher auch andere Betroffene dazu. Hilfestellung zur Gründung und Organisation findet man zum Beispiel bei den Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen (KISS), manchmal kann man in dieser Verbindung auch bereits vorhandene Räumlichkeiten nutzen usw. (siehe auch weiter unten).

Therapie bei Psychologen


Professionelle Hilfe kann man vom Psychologen/Psychotherapeuten bzw. Neurologen erwarten. Wenn keine körperlichen Ursachen vorliegen, kann man eine reine Psychotherapie machen, für die es verschiedene Methoden und Herangehensweisen (wie Sand am Meer) gibt. Hier gilt auch wieder: Jeder Mensch ist anders, und was dem einen hilft, muß nicht unbedingt beim Anderen anschlagen. Jeder kommt auch unterschiedlich gut mit den Methoden oder dem Psychologen als Menschen klar. Es lohnt sich also auch, wenn man keine rechten Fortschritte (mehr) sieht, zu einem anderen Therapeuten zu wechseln. Das abzuschätzen ist oft schwierig, denn manchmal gibt es in einer Therapie auch Durststrecken zu überwinden.

Therapie kann von unterschiedlichen Ansatzpunkten ausgehen. Ganz grob gesehen gibt es die Möglichkeit, im Vergangenen zu forschen und die Ursachen für die Störung herauszufinden (z.B. in der Gesprächstherapie) und andererseits den Ansatz, ohne Wissen um die Ursachen an den Symptomen zu arbeiten (z.B. in der Verhaltenstherapie). Meist ergänzen sich beide Richtungen.

In der Zeitschrift "Stern" ist zum Thema "Wie finde ich  den richtigen Therapeuten" im Mai 99 ein Artikel erschienen. Er behandelt die korrekten Berufsbezeichnungen von Therapeuten (laut neuem Psychotherapiegesetz), verschiedene Therapieformen, die es derzeit gibt, und was man beachten sollte, um zur richtigen Therapie zu finden. Wir zitieren hier einige Passagen des Artikels (aufbereitet, mit Bemerkungen), und für den, wer will gibt es auch noch einen Link zum Stern und zum entsprechenden Original-Artikel.

Wir sehen vor, an dieser Stelle später noch mehr zu Anmeldung und Therapieformen zu schreiben.

Gruppentherapie


Einer Gruppentherapie geht oft eine längere Behandlung beim Psychologen voraus, es kann aber je nach Fall auch umgekehrt sein. Im Unterschied zur Einzelgesprächstherapie trifft man hier auf andere Betroffene und bearbeitet die Probleme gemeinsam unter Anleitung/Begleitung von Therapeuten. Es ist so möglich, bestimmte soziale Verhaltensweisen zu trainieren, direkte Rückmeldungen von Anderen in problematischen Situationen zu bekommen und vieles mehr. Nach unserer Erfahrung können solche Gruppentherapien sehr effektiv wirken. Problematisch wird oft die Umsetzung des Gelernten im täglichen Leben, wenn auch alte Ursachen in der Familie oder auf Arbeit wieder wirken. Manche Einrichtungen bieten deshalb auch im Anschluß eine ambulante Behandlung an.

Ist manchmal problematisch mit den Krankenkassen - überhaupt eine solche Therapie zu bekommen, dann noch in eine bestimmte Klinik zu kommen usw. Im Prinzip ist es möglich, sich von seinem Hausarzt in eine entsprechende Klinik einweisen zu lassen. Besser ist allerdings, wenn man bereits eine Diagnose vom Neurologen oder Psychotherapeuten vorweisen kann, denn das sind die Fachleute, und die Krankenkassen erkennen das eher an.

Eine Gruppentherapie gibt es auch ambulant, meistens aber stationär, und die Dauer beträgt meist mindestens sechs Wochen. Zwischendurch kann man auch manchmal nach Hause, aber das ist aus therapeutischer Sicht oft nicht wünschenswert, da man dann schnell wieder im alten Umfeld alte Verhaltensweisen wiederaufnimmt und das die Behandlung beeinträchtigen kann. Andererseits muß man gegen Ende der Behandlung (wie schon gesagt) auch lernen, die Erfolge ins tägliche Leben zu übertragen.  

Entspannungstechniken


Entspannungstechniken können helfen, in angstbesetzten Situationen besser zurechtzukommen bzw. überhaupt wieder zu lernen, wie man sich entspannen kann. Entspannung gehört zum Leben und ist lebensnotwendig, aber als angstgeplagter Mensch kann man das oft gar nicht mehr richtig. Manche Menschen haben regelrecht Angst davor, einmal loszulassen, nichts zu tun - und letztlich auch das Leben einmal zu genießen.

Die uns bekannteste Methode ist das Autogene Training. Hier konzentriert man sich mit Hilfe von formelhaften/suggestiven Sätzen auf bestimmte körperliche Vorgänge (Schlaff/Schwerwerden der Arme/Beine, Blutzirkulation u.a.) und ruft so tatsächliche Entspannung hervor. Das geht hin bis zu bestimmten Vorsätzen, die man sich selbst sagen kann. Zum Beispiel in angstbesetzten Situationen kann man dann, wenn man geübt ist, schneller und besser entspannen und auch wieder besser reagieren.

Andere Methoden sind die Muskelrelaxation (bewußtes starkes Anspannen und wieder Loslassen), Yoga, Atemübungen u.a. Zum Beispiel gibt es von der Techniker Krankenkasse eine Audio-CD zum Thema Atemübungen mit Erklärung und angeleiteter Übung. Wir werden hier später noch ausführlicher über Entspannungstechniken schreiben.